ein selbstportrait
Nein, es war kein langersehnter Traum, ein eigenes Label zu besitzen. Es war das Ergebnis einer Reise, die damit startete, dass ich mit 42 Jahren noch einmal schwanger wurde.
Und plötzlich war nichts mehr so wie es war. Und mehr als bei meiner ersten Schwangerschaft 10 Jahre zuvor, habe ich so vieles in meinem Leben in Frage gestellt. Ja, das ist so, wenn Schwangerschaftshormone auf eine beginnende Midlifecrisis stoßen.
Da war dann dieses perfekte kleine Menschlein in meinen Armen, das noch alles vor sich hat und jedes Blatt noch unbeschrieben war und ich wollte diese Energie der Geburt und Mutterschaft, dieses Gefühl von Neuanfang nicht mehr hergeben. Einfach nach dem Mutterschaftsurlaub so weitermachen wie bisher, fühlte sich nicht gut an und so habe ich mich auf die Suche gemacht, wie ich mich beruflich verändern könnte. Ich habe Kurse gemacht, mich professionell beraten lassen, und irgendwie kam ich immer wieder zu dem Schluss, dass ich meinen Beruf als Textilingenieurin doch sehr liebe.
Dass er auch tatsächlich meine Berufung ist.
Also habe ich angefangen, die Rahmenbedingungen zu hinterfragen und der Wunsch nach Selbstständigkeit und Selbstbestimmung hat sich immer lauter formuliert, bis ich nicht mehr weghören konnte. Ich wollte etwas machen, das mir zu hundert Prozent entspricht. Keine halben Sachen mehr!
Mich selber in das Zentrum stellen. Denn nur dann kann ich auch dahinterstehen, denn nur dann werde ich auch Freude haben können. Und so kam ich auch zu der nächsten unbeantworteten Frage:
Aber wer bist du denn?Wer bist du, wenn du niemand sein musst?
Und es war gar nicht einfach, Antworten zu finden. Man muss sich Zeit lassen, hinsehen, hinhorchen. Still sein und hinterfragen. Eins nach dem Anderen ist da plötzlich aufgetaucht:
Wenn ich niemand sein muss, bin ich die, die gerne Zeit für sich hat und selber entscheiden mag, was sie damit macht.
Ich bin die, die gern spontan ist und sich die Freiheit herausnehmen mag, sich umzuentscheiden.
Ich bin die, die gerne kreativ arbeitet. Beim Entstehen von Neuem dabei zu sein, erfüllt mich.
Ich bin die, die es liebt, sich zu verändern. Nicht stehenbleiben – ja nicht stehenbleiben!
Ich bin die, die ausgezeichnet improvisieren kann. Neue Wege finden macht mir Spaß.
Ich bin die, die sich mit Menschen umgeben mag. Im Team arbeiten, sich austauschen, verrückt sein und dazulernen.
Und vor allem bin ich die, die selbstbestimmt sein will. Jeden Tag, in jeder Situation. Ich mag mich nicht mehr in eine Rolle fügen, die von anderen definiert wird.
Und wenn man das dann so schwarz auf weiß vor sich stehen hat, dann gibt es sowieso kein Zurück mehr. Ich bin dann einfach weitergegangen. Schritt für Schritt. Hab mir Zeit gelassen. Meine Ziele immer wieder hinterfragt, und immer wieder mit meinem Selbstbild abgestimmt.
Wer bist du, wenn du niemand sein musst – die Antwort dieser Frage wird sich immer wieder verändern. Wird immer wieder neu überdacht werden müssen. Wird mich für den Rest meines Lebens beschäftigen. Die Antwort wird mir manches Mal leichter fallen und ein anderes Mal schwer.
Aber wer mutig ist und ehrlich zu sich selber, kann sich dadurch befreien. Ein bisschen gelassener, freier oder spontaner werden.
Und du, wenn du dir die Fragen stellen würdest: „Wer bist du, wenn du niemand sein musst?“
Magst du dir vielleicht selber eine Antwort darauf geben?
Vielleicht bist du dann einfach mehr du selbst.
Ich finde den Spruch super! Vielen Dank für die Inspiration! 🙂